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Von siegreichen Amazonen und entspannten Anhaltinern

In der warmen Herbstsonne stehen sie entspannt hinter der Wettkampfhalle auf dem Messegelände in Chemnitz und genießen das Sonntagswetter. Ein dunkelbrauner Wallach, die Ruhe selbst, und seine Pflegerin, Selina Kind. „Er ist sehr routiniert, kennt den ganzen Trubel. Wir kommen gerne hierher, die Bedingungen sind einfach super.“, sagt Selina Kind. Sie spricht über Levist – kaum zu glauben, aber der hier noch gemütlich wirkende 12-jährige Wallach geht in einer Viertelstunde mit Dominik Jahn vom Reitverein Greppin ins finale S-Springen beim Großen Preis von Sachsen. Die Sachsen-Anhaltiner gelten sogar als Anwärter auf einen der vorderen Plätze. „Der Parcours ist schwer aber wir spekulieren auf einen Null-Fehler-Ritt.“, sagt die Pferdepflegerin, die sich schon seit mehr als zehn Jahren um das Wohl der vierbeinigen Sportpartner von Dominik Jahn kümmert. Wir sind gespannt, ob sie recht behalten wird. Bei der hochkarätigen Konkurrenz im Starterfeld dürfte das nicht einfach werden.

Im Gespräch mit Turnierleiter Henry Heckel

In der Halle treffen wir Turnierleiter Henry Heckel. Er freut sich über den guten Start des Großen Preis in Chemnitz. „Das Turnier von Zwickau hierher zu verlegen, war eine Bereicherung. Als Organisator lernt man immer viel aus den vorangegangenen Veranstaltungen. So haben wir in diesem Jahr mit zwei Vorbereitungsplätzen die Abreitmöglichkeiten verbessert - die Reiter danken es uns. Dieses Turnier wird von Reitern für Reiter gemacht. Ich bin froh, hier meine Erfahrung einbringen zu können.“, sagt Heckel, der selbst jahrelang im Springsport erfolgreich vorne mitgeritten ist. Die Förderung des Sports fange schon bei den Jüngsten an, ist er überzeugt. So hatten sich die besten 15 Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren in einem dreiwöchigen Auswahlverfahren für den Führzügelcup qualifiziert. In fantasievollen Kostümen zeigten sie den Zuschauern vor dem Turnierstart, was sie und ihre Pferde und Ponys schon drauf haben. Siegerinnen der kleinen Reiter wurden Fabienne Bender mit Johnny, verkleidet als Gänselieschen, und Lara Palisch mit Blaze, verkleidet als Pippi Langstrumpf.

Nach seinen Favoriten für das Abschlussspringen befragt, bleibt Henry Heckel diplomatisch. „Ich würde es Sören Pedersen gönnen, aber auch Holger Wulschner, dem Vorjahressieger. Von unseren sächsischen Reitern haben Phillip Schober und Michael Kölz gute Karten – an denen müssen sie erstmal vorbeireiten.“

Michael Kölz begegnen wir im Anschluss bei der Parcoursbegehung – gemeinsam mit seiner Frau Ellen, die sich mit ihrer Stute Landfee Z auch qualifiziert hat, diskutieren sie die beste Strategie für den kniffligen Parcours.

Michael & Ellen Kölz

Michael

Bevor die beiden jedoch starten, zeigen die Moritzburger Hengste eine kunstvolle Dressurquadrille als Showeinlage. Kurz darauf geht Dominik Jahn gleich bei seinem ersten Ritt mit dem entspannten Levist in Führung – er bleibt fehlerfrei und empfiehlt sich damit fürs Stechen, da hat die Pause in der Sonne wohl gut getan. Sören von Rönne verdrängt ihn zwar kurz darauf von Rang eins,  trotzdem bleibt Jahn einer unserer Favoriten mit seiner souveränen Art, durch den Parcours zu schweben.

Michael Kölz, der Sieger der Qualifikation am Freitag, startet vielversprechend mit Cornet’s Dark Side ins Rennen um einen Platz im Stechen. Allerdings wird er kurz vor dem letzten Sprung von seinem Pferd regelrecht ausgebremst, legt einen akrobatischen aber durchaus unsanften Abgang über den Pferdehals hin und landet glücklicherweise wieder auf seinen Füßen. Auch Ellen Kölz, die gleich danach in die Prüfung reitet, kassiert zu viele Abwürfe und schafft es nicht ins entscheidende Stechen. Ganz im Gegensatz zu Charlotte von Rönne, die mit ihrem Schimmel Cartani im Parcours glänzt und sich neben den männlichen Favoriten Holger Wulschner, Sören Pedersen und Philipp Schober, die sich auch fürs Stechen qualifiziert haben, nicht zu verstecken braucht.

Im Stechen dann bestehen Dominik Jahn und Levist doch knapp mit einem Abwurf und vier Fehlern, Sören Pedersen tut es Michael Kölz nach und verabschiedet sich unglücklich über den Pferdehals aus dem Rennen. Wir sehen im Stechparcours noch weitere Abwürfe und Verweigerer solcher Art, die aber zum Glück alle für Reiter und Pferd glimpflich ausgehen. Vor allem der Wassergraben und der letzte Sprung stellen für viele Reiter-Pferd-Paare scheinbar unüberwindbare Hindernisse dar. Der ein oder andere übertreibt es auch mit dem Nach-Vorne-Reiten und erhält prompt die Quittung.

Regionale Reiter vorn

Umso mehr freut es uns, dass der konzentriert reitende Sachse Phillip Schober es als bester regionaler Reiter auf Platz drei schafft, Dominik Jahn mit seinem Levist Platz sieben belegt und Holger Wulschner, den noch viele auf dem Siegerzettel hatten, nach Henry Vaske zumindest Dritter wird. Sie alle verweist letztlich die Amazone Charlotte von Rönne mit dem einzigen Null-Fehlerritt auf ihre Plätze und heimst den Sieg mit dem 13-jährigen Cartani ein, den sie und ihr Mann Sören von Rönne selbst gezogen haben. Wir sind beeindruckt von so viel Frauenpower – Springreiten hat eben doch weniger mit Kraft sondern mehr mit Geschick und dem gewissen Quentchen Glück zu tun. Geschick haben auch die Veranstalter beim Großen Preis von Sachsen bewiesen und eine Veranstaltung mit der richtigen Mischung aus erstklassigem Sport und harmonischer Atmosphäre geschaffen – hier kommt man im nächsten Jahr gewiss gerne wieder.

Alle Ergebnisse aus dem S-Championat gibts hier: http://www.equi-score.de/results.php?mod=mod_chemnitz2014&class=10&url=.

Weitere Infos zur Veranstaltung unter http://www.grosser-preis-von-sachsen.de/

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Kommentare

Kommentar von Olivia |

Schön, dass man auch ein paar Einblicke von "Hinter den Kulissen" erhält. Das Abreiten mit Chemnitzer Stadtcharme hat ja auch seinen ganz eigenen Charakter.
Ich würde auch gern mehr über regionale Reiter/ Pferdeleute/ Pferdelaufbahnen erfahren; vielleicht könnt ihr ja mal das ein oder andere Porträt veröffentlichen?

Antwort von Bettina Hennebach

Danke für deinen Kommentar, Olivia. Das haben wir schon geplant. :-)


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