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Pferdesport in Fahrt

Der Fahrsport hat eine lange Tradition - heute aber nicht mehr viel mit den ursprünglichen antiken Wagenwettkämpfen zu tun. Die Ausrüstung ist hoch technisiert, die Kutschen - sogenannte Marathonwagen - sehr leicht und wendig. Das ist auch nötig, denn die Geländeparcours, die in den Wettkämpfen der Königsklasse Vierspännerfahren bewältigt werden müssen, sind eng und weisen Hindernisse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf: Tore, Brücken und Wassergräben.

Während im Reitsport die Profis oft mit wechselnden Pferden antreten, gilt im Fahrsport: Beständigkeit. Ehe ein Fahrpferd harmonisch und konzentriert den Anweisungen des Fahrers folgt, und sich dabei ins Team mit den anderen Pferden an der Kutsche einfügt, dauert es mehrere Jahre. Fällt ein Pferd in diesem sensiblen Gefüge aus, ist es nicht so leicht zu ersetzen. Hinter dem Mann oder der Frau an den Leinen sitzen als Beifahrer oft Familienmitglieder oder enge Freunde. Denn ein Vierspännerfahrer ist nur so gut, wie seine Helfer, die bei der Erwärmung der Pferde vor einem Wettkampf die Leinen halten und im Parcours für die richtige Gewichtsverlagerung sorgen, wenn die Kutsche sich in die Kurven legt. So treten im Fahrsport nicht selten die Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern und lenken wie die Tochter von Christoph Sandmann irgendwann selbst erfolgreich eine Vierspänner-Kutsche.

Wer nicht das Glück hat, Sprössling einer erfolgreichen Fahrer-Familie zu sein, kann in privaten Fahrschulen bei FN-geprüften Betrieben das Lenken einer Kutsche erlernen. So bietet zum Beispiel der Rappenhof Monnard mehrere Lehrgänge und Kurse für Einsteiger an. Hier stehen nervenstarke Schwere Warmblüter und Oldenburger dem Neuling auf dem Kutschbock zur Verfügung. In der näheren Umgebung von Leipzig kann man auf dem Reiterhof Kunze in Altenbach in den Fahrsport hineinschnuppern.

In Bordeaux haben sie es wieder gezeigt, die deutschen Vierspänner-Fahrer: Sie gehören zu den besten der Welt. Christoph Sandmann holte im Finale des Weltcups Silber, Georg von Stein schaffte es als Neuling auf einen passablen siebten Platz. Im Weltcup werden Hallenkurse gefahren, die sich aus einer Kombination von klassischen Kegelhindernissen aus dem Hindernisfahren und festen Naturhindernissen, die sonst Bestandteile der Geländefahrt sind, zusammensetzen.

Während Sandmann, der schon über 32 Jahre Erfahrung an den Leinen hat, als Routinier im Parcours aus Toren und Kegeln gilt, fängt der Hesse Georg von Stein gerade an, sich einen Namen auf internationalem Parkett zu machen. Und die Konkurrenz ist groß: Weltmeister und Weltcupsieger Boyd Exell aus Australien und der viermalige Weltmeister Ijsbrand Chardon aus den Niederlanden sind die Schwergewichte des Sports.

Der vierfache Weltmeister Chardon ist mit seinem Lipizzaner-Gespann nicht selten auch Publikumsliebling bei den Weltcup-Turnieren. Der Niederländer zeigt im Parcours vollen Einsatz und schießt dabei auch manchmal über das Ziel hinaus, wie in Leipzig zu beobachten war, als am letzten Hindernis seine Kutsche umkippte und die Zuschauer den Atem anhielten. Zum Glück war nichts passiert, Pferde und Chardons Kinder, die hinten auf der Kutsche als Helfer mitfuhren, alle wohlauf.

Bei der späteren Pressekonferenz zeigte sich, dass Ijsbrand Chardon nicht nur auf dem Kutschbock temperamentvoll agiert - als es darum ging, ob ihm Weltcuppunkte aberkannt werden, diskutierte er hitzig mit dem anwesenden Turnierrichter, seinen Konkurrenten und den Veranstaltern. Später stellte sich heraus, dass er seine Punkte behalten durfte und in Bordeaux mitfahren. Dort sah es zuerste so aus, als würde er sich seinen fünften Titel holen, musste allerdings überraschend in der zweiten Finalrunde aufgeben. Vielleicht ein Tribut an die Tatsache, dass er momentan ein junges Pferd im Gespann hat, das noch nicht so sicher ist. Ein Aspekt mehr, der zeigt, dass es auch für die Profi-Fahrer immer wieder neue Herausforderungen gibt.

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