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Faszination Knabstrupper - Ella im Porträt

"Ella ist unglaublich loyal und willensstark"

Liebe Lisa, wer bist du?

Lisa mit Ella  

Ich bin Lisa Schanz und arbeite als Pferdetrainierin nach der Akademischen Reitkunst. Ich nehme Berittpferde auf, habe Schüler und lerne gerade noch Pferdephysiotherapie. Außerdem bin ich studierte Lehrerin und arbeite an einer Grundschule in Teilzeit. Ich bin mit viel, viel, viel Persönlichkeitsentwicklung zu zwei Berufen gekommen, die sich erstens gut miteinander kombinieren lassen und zweitens einfach auch mein Traum sind. Also ich lebe gerade eine Berufung in beiden Jobs – bei den Pferden ein bisschen mehr noch. Ich bin damals in einer Selbstfindungsphase gewesen und hatte mir ein Jahr Auszeit genommen.

Ich habe in Spanien gelebt und mir dort mein erstes Pferd gekauft. Mit ihm bin ich dann fünf Monate auf Wanderschaft gegangen entlang des Jakobsweges. Dort habe ich herausgefunden, dass ich Pferde liebe und dahinter mehr steckt als ein Hobby und dass ich das zum Beruf machen will. Ab Mai 2013 habe ich Praktika bei verschiedenen Pferdeleuten im Ausland gemacht – als ich dann zurück in Deutschland war, ist mein Pferd leider mit Spat krank geworden. Also habe ich nach einer gesunderhaltenden Pferdetrainingsart gesucht und bin durch das Rehatraining auf die Akademische Reitkunst gekommen. Dementsprechend dann auch in Kontakt mit der Rasse Knabstrupper – seitdem habe ich mich in die Reitkunst verliebt und möchte dort auch mal eine lizenzierte Trainerschaft antreten. Darauf arbeite ich gerade hin und da meine Stute jetzt fünf Jahre alt ist, kann ich nun die Prüfungen mit ihr ablegen. Da hat mich meine Knabstrupperstute hingeführt.

Und nun zu Ella:

Wie hast du die Rasse Knabstrupper kennengelernt?

Durch die Akademische Reitkunst und unter anderem Kurse bei Bent Branderup. Ursprünglich hat mein Herz aber den Spanischen Pferden gehört, mein erstes Pferd war eine Mischung aus Spanier und Percheron. Die Ella war dann das erste Pferd, das ich mir angeschaut habe, nachdem mein Wallach leider verstorben war. Zwischendurch hatte ich Pferde zur Verfügung, das waren auch alles Spanier. Ella hat dann eigentlich keinem einzigen meiner Kriterien entsprochen – ich wollte kein großes Pferd, kein langes Pferd, keins mit Warmblütereinschlag haben. Kein so junges Pferd, keinen Knabstrupper (lacht) – dann ist es eine anderthalbjährige Knabstrupperstute geworden. In der Großmutterlinie noch eine Warmblut-Springpferde-Abstammung mit drin, so dass der Knabstrupper ein wenig im Sporttyp steht. Sie ist ein kleines Schlachtschiff.

Also kennst du ihre Eltern auch?

Ja, ich kenne die gesamte Zucht. Sie kommt aus Leipzig, „vom Burgengrund“ heißt die Knabstrupperzucht. Das sind alles Sportpferde mit einer schönen Farbzucht. Wenn ich damals so viel gewusst hätte wie heute über die Rasse, hätte ich mir die Zucht wahrscheinlich nicht angeschaut. Da gibt es für die Leute, die wirklich Reitkunst anstreben, bessere Züchter. Aber die, die im Sport gerne den Charakter vom Knabstrupper haben möchten, dafür sind diese Pferde wiederum sehr gut geeignet. Der Züchter hat zwei weiß geborene reine Knabstrupper, bei denen in der ganzen Linie auch reine Knabstrupper sind. Seine Stuten variieren und haben alle Warmblutanteil mit drin. Fast alle der Fohlen werden prämiert und Ella hat als Fohlen auch eine 9,0 Prämie bekommen. Auf die ganzen Exterieurbewertungen lege ich allerdings nicht ganz so viel Wert. Sie hat aber aus meiner Sicht einen sehr harmonischen Körperbau. Ich habe sie noch nie gemessen aber schätze sie ist jetzt so 1,65 Meter groß.

Ella als Fohlen

Wie hast du Ella zum ersten Mal getroffen?

Direkt beim Züchter. Ich war beeindruckt von ihrer Klarheit und ihrer Ruhe mit anderthalb Jahren schon. Sie ist aber kein ruhiges Pferd – sie hat ordentlich Energie und Pfeffer, kann auch eine kleine Zeitbombe sein. Dennoch ist sie klar und abrufbar. Ein Beispiel: Wir üben ja gerade für unsere erste Prüfung und ich gehe das mit ihr so oft durch, weil ich ganz genau weiß, wenn sie etwas wirklich verstanden und gelernt hat, dann ist das in jeder Situation abrufbar. Dann kann sie das leisten, selbst wenn sie etwas drumherum stört. Sie zeigt mir das dann natürlich auch und im Normalfall gebe ich ihr dann auch Zeit und Ruhe oder atme mit ihr oder mache andere Übungen. Aber ich weiß, wenn ich auf sie zählen muss, dass ich das dann abrufen kann. Das ist total genial. Und das hat man damals schon gesehen. Sie hatte so eine Präsenz und Ruhe, wie mein erstes Pferd auch. Das war so eine unglaubliche Stärke. Bei meinem ersten Pferd war es so, dass er auf einem Berg stand und erstmal nur auf mich herabgeschaut hat. Und so war es bei ihr auch, sie hat erstmal nur geschaut. Das hat mich beeindruckt.

Und wann hast du dich dann entschieden, sie zu kaufen?

Ich habe sie gesehen und habe mir das kurz überlegt und am nächsten Tag gleich den Züchter angerufen. Ich habe sie dann noch zwei Monate bei ihm stehen lassen. Sie war da auch noch nicht von der Mutter abgesetzt. Sie war tatsächlich bis sie anderthalb Jahre alt war, bei der Mutter. Sie stand immer mit ihrer Mutter, den Tanten, Schwestern und Brüdern zusammen. Jetzt steht sie bei einer sehr guten Bekannten von mir in der Nähe von Potsdam, die selber Physiotherapeutin ist und Heilpraktikerin für Pferde. Sie hat bei mir in der Nähe einen Stall und da bin ich jetzt ganz gut angekommen mit Ella. Ich kann dort auch Berittpferde aufnehmen, Kurse geben und habe jetzt angefangen, dort einen Reitkunststammtisch zu entwickeln.

Ella als Jungpferd

Welcher Typ ist Ella vom Charakter her?

Also sie ist eher der Typ „Mit dem Kopf durch die Wand“. Den Stromzaun findet sie zum Beispiel als Einzäunung erst akzeptabel, wenn da richtig Bumms dahintersteht. Wenn sie irgendwo angebunden ist und gehen will, dann geht sie einfach. Da hält sie auch nichts auf – selbst mit Training und allem Drum und Dran. An der Schmiedefrömmigkeit haben wir ewig arbeiten müssen. Als sie in der Pubertät war, hatte ich eine Phase, da hätte ich sie fast abgegeben. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch einen Spanier zur Probe da und er war eben genau das, was ich so geliebt habe und ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, Ella zu verkaufen und den Spanier zu behalten. Weil mir bei ihr oft alle Hufe um die Ohren flogen - ich habe am Boden mit Helm und Schutzweste trainieren müssen, weil es so gefährlich wurde. An jedem Pferd, an dem wir vorbeigekommen sind, hat sie Hengstattitüden entwickelt. Ich hatte da wirklich eine schwierige Zeit mit ihr. Da war sie so zwischen zwei und drei Jahre alt. In meiner Arbeit als Trainerin habe ich mich ja im Horsemanship weitergebildet, in der positiven Verstärkung und Akademischen Reitkunst und nutze da immer einen Mix aus allem. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht, gerade auch mit Ella. Mittlerweile fliegen die Gliedmaßen nicht mehr in meine Richtung (lacht) aber wenn ich merke, sie hat jetzt an kalten Tagen Energie ohne Ende, dann erlaube ich ihr schon erstmal, die rauszulassen, bevor wir auf dem Platz arbeiten. Sie ist auf der anderen Seite aber auch unglaublich loyal und natürlich willensstark sowie enorm arbeitswillig. Lernwillig und schlau, würde ich außerdem sagen.

Wo siehst du ihre bzw. eure Zukunft?

Also neben meinem Ziel, mit ihr lizensierte Bent Branderup-Trainerin zu werden, gibt es ja noch die Ritterprüfung. Das könnte ich mir gut vorstellen, dass sie mein Ritterpferd werden könnte irgendwann. Oder vielleicht auch mal in die Working Equitation schnuppern und schauen, wie sie es findet, wenn hinter den Lektionen eine Aufgabe steckt. Ob sie darauf Lust hat.

 Ella heute

Was macht das Besondere der Knabstrupper-Pferde aus deiner Sicht aus?

Ich finde, sie sind super neugierig und schauen sich Dinge erst an, bevor der Fluchtinstinkt einsetzt – größtenteils. Insgesamt sind es sehr herausfordernde Pferde, würde ich sagen.

 Wie viele Punkte hat Ella? Hast du sie mal gezählt? 

Nein, ich weiß nur dass sie eine sehr reine Fleckung hat und dadurch besticht sie natürlich. Am Hals hat Ella noch herzförmige Flecken, das sieht man gut.

Wird es bei einem Knabstrupper in deinem Leben bleiben?

Nein, es ist bereits geplant, dass Ella in den nächsten zwei Jahren ein Fohlen bekommt – das soll dann mein Nachwuchspferd werden. Aktuell bin ich am überlegen, ob ich etwas reinzüchte – ich liebäugele da zum Beispiel mit Frederiksborger Hengsten. Oder ob ich einen reinen Knabstrupperhengst nehme. Denn für mein Nachwuchspferd wünsche ich mir etwas mehr filigrane Feinheit.

 

Danke für das sympathische Gespräch, liebe Lisa!

Mehr zu Lisas Arbeit und ihren Weg mit Ella findet ihr hier: https://www.pferdetrainingschanz.com/

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