Das Fjordpferd ist eine sehr ursprüngliche Ponyrasse, die aus dem Westen Norwegens stammt - daher werden die Pferde auch "Norweger" oder liebevoll "Fjordis" genannt. Bereits früher wurden sie in Norwegen als robuste Arbeits- und Zugpferde eingesetzt. Schon die Wikinger wussten die Charakterstärke dieser Pferde zu schätzen, die sie aus erbeuteten keltischen Rassen und bei ihnen lebenden Wildpferden über Jahrhunderte gekreuzt hatten. Ab 1907 war das Norwegische Fjordpferd als Reinzucht vertreten und kam Mitte des 20. Jahrhunderts nach Deutschland.
Auf der Partner Pferd treffen wir Elisabeth Busch vom
Ritterhof Heiligenthal, die dort im Aktionsring ihren Fjord-Hengst "Birkens Odin" vorstellt. Sie erzählt uns, warum es ihr diese Rasse seit der Kindheit besonders angetan hat: "Ich habe Anfang der siebziger Jahre mit dem Reiten begonnen und war damals schon zu groß für die meisten Ponies. Also kauften meine Eltern ein Fjordpferd namens Florian. Mit ihm feierte ich meine ersten Erfolge in der Dressur und im Springen. Fjordpferde werden generell unterschätzt - ihr Image gilt als gemütlich aber sie sind auch sehr leistungswillig. Man sieht es ihm im Vergleich mit einem Sportpferd nicht sofort an, aber Odin ist bis zur Klasse M in der Dressur ausgebildet." Weil sie oft in schwierigen Prüfungen nervenstark bleiben, wo andere Pferderassen nervös werden, eignen sich die "Fjordis" auch hervorragend für das Fahren bis zur Schweren Klasse.
Mit einer Widerristhöhe von 135-150 Zentimeter sind die Norweger ideale Familienpferde. Sie sind ausgesprochen freundlich, umgänglich und von klein auf äußerst "klar im Kopf", wie Elisabeth Busch betont. Sie muss es wissen, denn auf ihrem Rittergut im Mansfelder Land stehen 20 Fjordpferde. Die meisten gehören ehemaligen Reitschülern von ihr, die Leidenschaft "Fjordpferd" wird geteilt - am liebsten bei gemeinsamen Ausritten, für die auch Schulpferde zur Verfügung stehen.
Busch's Odin sorgt bei seinen drei Stuten auf dem Hof auch regelmäßig für Fjordpferde-Nachwuchs. Mittlerweile ist die Nachzucht eine Seltenheit, wie uns seine Besitzerin berichtet, denn in Deutschland werden heute nur noch an die 1000 Fohlen der Rasse im Jahr geboren. Die "Interessengemeinschaft Fjordpferd" zählt aktuell 2000 Mitglieder, die, wie Elisabeth Busch mit Odin, regelmäßig auf Messen unterwegs sind, um die Rasse bekannter zu machen. "Ziel ist es, mit dem Fjordpferd weiterhin ein echtes Charakterpferd zu züchten, mit dem jeder umgehen kann.", sagt die engagierte Pferdefrau. Optisch sind die Fjordis auf jeden Fall unverwechselbar und ein Hingucker - mit ihrem Mehlmaul, den unterschiedlichsten Falbenfarben, dem dunklen Aalstrich von Kopf bis Schweif erinnern sie an die letzten Wildpferde. Es gibt mittlerweile die unterschiedlichsten Farbabstufungen in der Zucht der Fjordpferde: ob Braun-, Grau, Rot, Hell- oder Gelbfalbe, es ist alles vertreten. Die zweifarbige Mähne wird traditionell zur Stehmähne geschnitten, lässt aber auch Spielraum für verschiedene Frisuren - von gezackt bis wilder Wasserfall.
Da Fjordpferde wie viele Ponyrassen zu den Spätentwicklern zählen, werden sie meist erst im Alter von 4 bis 5 Jahren eingeritten oder eingefahren. Das bedeutet für die Züchter mehr Aufwand - und so haben sie sich oft mit Leib und Seele dem Erhalt der Rasse verschrieben. Bekommen die Pferde dann noch eine gute Grundausbildung wie bei Elisabeth Busch, steht ihnen später jede Sparte des Reitsports offen. Wer sich ein Fjordpferd kaufen will, muss bis zu 5000 Euro investieren, hat dann aber ein trittsicheres Wikingerpferd als idealen Freizeitpartner.
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