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Maultiere im Einsatz bei den Gebirgsjägern

In Bad Reichenhall in Bayern ist sie "stationiert" - die Tragtierkompanie der Bundeswehr. Verantwortlich für die 36 Maultiere und 18 Haflinger sowie 100 Soldaten ist daher nicht nur ein Leutnant, sondern auch ein Tierarzt: Oberfeldveterinär Dr. von Rennenkampff. Soldaten, die in dieser selbstständigen Einheit der Gebirgsjägerbrigade dienen, erhalten nach ihrer Grundausbildung eine achtwöchige Zusatzausbildung, um mit den Tieren richtig umgehen zu können. Auch der Basispass Pferdekunde gehört zum Pflichtprogramm. Denn die Maultiere oder "Mulis" sind zwar genügsam und geradlinig, gelten im Gegensatz zu Pferden auch als weit weniger scheu. Trotzdem bringen sie aufgrund der Kreuzung von Pferdestute und Eselhengst oft eine beachtliche Größe und imposante Statur mit - wie im Falle von "Gundi", die in Sachsen aus einer Kaltblutstute und einem Rieseneselhengst gezogen wurde. Fühlen sie sich bedroht, können Mulis mit allen Hufen in alle Richtungen ausschlagen, weshalb ein fachgerechter und vorsichtiger Umgang mit den Tieren wichtig ist. Ihre Vorteile für eine militärische Nutzung in schwierigem Gebiet liegen allerdings klar auf der Hand: Sie sind gegenüber Pferden gleichmäßiger belastbar und erholen sich sehr rasch von Strapazen, können bis zu 130 Kilo Gewicht tragen und bis zu 60 Kilometer am Stück laufen. Dabei sind sie trittsicher, vorausdenkend und genügsam.

Vielfältige Aufgaben

Wozu aber braucht die Bundeswehr die Maultiere, wenn doch aktuell die meisten Einsätze in Krisengebieten auf der ganzen Welt stattfinden? Reisen sie mit nach Afghanistan? Bisher nicht weiter als bis nach Spanien, erklären uns die Soldaten auf der Partner Pferd. Denn in Oberbayern haben die Maultiere ein wichtige Aufgabe: Sie versorgen Hütten in den Bergen mit Lebensmitteln und bringen bei Seilbahnreparaturen Material ins Hochgebirge. Für diese Dienste werden sie entlohnt und somit ist das "Einsatz- und Ausbildungszentrum für das Tragtierwesen" auch die einzige Einheit der Bundeswehr, die sich selbst finanziert.

Um die Tiere nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, müssen die Lasten am 42 Kilo schweren Tragsattel gleichmäßig angebracht werden. Die Soldaten demonstrierten im Vorführring auf der Messe eindrücklich, wie aufwändig das Bepacken der Mulis ist und dass hier jeder Handgriff sitzen muss. Das gute Verhältnis zwischen den jeweiligen Betreuern und ihren Maultieren ist deutlich spürbar - brav lassen sie die Prozedur über sich ergehen.

Treue Kameraden

Wenn die Soldaten des Tragtierzuges ihre „Mulis“ für den bevorstehenden Marsch zurecht machen, heißt es: Felle putzen, Hufeisen kontrollieren, Gesundheit überprüfen. Ist alles in Ordnung, werden sie beladen. Dabei bekommen manche Tiere zwei Metallkisten übergehängt, gefüllt mit je 30 Kilogramm Sand. Wenn sie auf dem Weg in die mit Publikum gut gefüllte Arena in Leipzig marschieren, herrscht Ordnung: Abstände und Tempo sind zu halten, Befehle abzuwarten.

Beim Muli spielt die Tagesform genauso eine Rolle wie beim Menschen. Wenn sie einen schlechten Tag haben, sind sie langsamer oder bleiben einfach mal stehen. Kurz erschrecken sich "Frida" und "Theo", die ganz vorn geführt werden, vor den Kamerablitzen und der Lautstärke in der Halle. Die Soldaten, die sie am Strick führen, bleiben souverän. „Wir müssen uns schon gut kennen, Frida will ja auf meine Zicken auch Rücksicht nehmen können, sagt einer der Soldaten schmunzelnd. Daher werden in der Ausbildung negative Erfahrungen vermieden. „Nur wenn wir uns vertrauen, gehen die Tiere auch da noch hin, wo eben kein Hubschrauber mehr landen kann. Und sparsam sind sie auch, fügt er mit Blick auf die Anschaffungs- und Unterhaltskosten hinzu.

Wieder beim Transport-LKW angekommen, ist für die Mulis der Arbeitstag auf der Messe zu Ende. Die Soldaten nehmen ihnen die Last vom Rücken, richten die Hufeisen, putzen das Fell und reden ihren zotteligen Kameraden gut zu. Und wenn sie so zufrieden ihr Heu kauen, unbeeindruckt vom eisigen Wind und den herabrieselnden Schneeflocken, sieht man den Mulis regelrecht an, dass sie ihren Dienst bei der Truppe gerne tun.

 

 

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