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Arien Aquilar - Horseman aus Texas

Natural Horsemanship

Neben den klassischen Reitweisen erfreut sich das freie, ungezwungene Arbeiten mit dem Pferd immer größerer Beliebtheit. Ohne Trense, ohne Sattel, nur mit einem Halsring als Hilfsmittel ein Pferd zu lenken und Lektionen auf höchstem Niveau zu reiten - das ist für viele die größte Form der Harmonie und Ungezwungenheit. Wie das in Perfektion aussehen kann, zeigten am Barockpferdetag auf der Equitana die Stars der Szene: Frederic Pignon mit einer Freiheitsdressur vom Boden aus und Kenzie Dyslie auf ihrem Hengst "Attila" mit Elementen der Doma Vaquera, einer speziellen Ausbildung für die iberischen Hirtenpferde. Oder Alizee Froment, die in der Lage ist, ihr Pferd auf Grand-Prix-Niveau nur mit Halsring zu reiten. Der Tanz mit dem Pferd, locker-leicht, ohne Zäumung, begeisterte die Zuschauer und zeigte, was möglich ist, wenn das Pferd seinem Reiter voll und ganz vertraut.

Arien Aquilar

Arien Aquilar, Sohn des etablierten Pferde-Trainers Alfonso Aquilar, bezeichnet sich selbst als "Balanced Horseman". Was er damit meint, erklärte er in einer 45-minütigen Trainingseinheit im großen Ring von Halle 6 der Equitana. Als Zuschauer fragt man sich ja immer: Wie schaffen die Reiter es, dass die Pferde in einer großen Arena, mit tausenden klatschenden Menschen und Musik, Beleuchtung sowie anderen Störfaktoren ruhig bleiben und ihrem Reiter zuhören?

Das Klatschen wurde erst einmal in "stilles Winken" umgewandelt, bevor Arien mit seinem jungen Mustang und zwei weiteren Lehrpferden einritt. Natürlich war sein Pferd erst einmal überfordert mit der Situation und er erklärte, dass der Wallach sehr aufgeregt sei. Ziel sei jetzt, seine Herzfrequenz zu senken, so dass er sich wieder auf ihn, Arien, konzentrieren kann.

Feines Reiten mit dem Bosal

Arien Aquilar reitet seine Pferde nach der kalifornischen Reitweise mit Bosal - einer gebisslosen Zäumung, die traditionell zum Rinderhüten verwendet wird. Ähnlich einer Kandare kann man damit auch stark versammelnde Aufgaben reiten.

Um das Pferd einigermaßen in dieser neuen und aufregenden Situation kontrollieren zu können, verwendete Arien auf der Equitana ein Bosalito, das etwas stärker auf den Nasenrücken des Pferdes einwirkt als das Bosal und demzufolge eine noch sensiblere Einwirkung des Reiters erfordert.

"Durch Annehmen und Nachgeben mit dem kleinen Finger frage ich ihn, ob er sich etwas mehr biegen kann. So erreiche ich, dass er sich irgendwann mehr auf mich konzentriert.", erklärt er, während der Wallach auf Schlangenlinien durch die Bahn geht - immer mal wieder kurz erschrickt - sich dann aber erstaunlich schnell auf die Aufgaben einlässt.

Das Nachgeben habe zu erfolgen, ohne dass sich die gesamte Reiterhand bewege. "Wir haben fünf Finger, mit denen wir nachgeben können oder mit denen wir den Zügel mehr annehmen können.", sagt der Pferdemann. Viele Reiter unterschätzen die Wirkung eines doppelt-gebrochenen Gebisses, welches bei zu harter Hand und Einwirkung zu stark auf die Zunge des Pferdes drücke und so Schmerz verursache. Gut zu beobachten an dem Schimmelwallach Nabucco, der von einer Schülerin Aquilars geritten wird. Er wird mittlerweile gebisslos geritten, knirscht aber immer noch mit den Zähnen - eine Angewohnheit aus der Zeit mit doppelt-gebrochener Trense.

Das Bosal

Arbeit mit dem Halsring

Als nächstes zeigt Arien: Wie kann ich mein Pferd mit dem Halsring arbeiten? Er empfiehlt, dem Pferd ein lockeres Tuch um den Hals zu knoten und dieses zuerst neben der Zäumung zu verwenden. So kann man beginnen, das Anhalten zu üben - und zwar ohne die Zügel, nur mit dem Tuch. Verwendet man von Anfang an einen Halsring, wirkt dieser gleich relativ stark auf das Pferd und es lernt weniger, auf ganz kleine Hilfen zu reagieren.

Mit dem Tuch kann man auch von einer Seite zur anderen arbeiten, da es leicht drehbar ist. Später beginnt man, mit einem härteren Halsring zu arbeiten, da auch dieser sich einfach in alle Richtungen drehen lässt. So sind mehrere Kommandos möglich, man kann auf Kreislinien arbeiten und sogar Schulterherein reiten. Wichtig ist immer, das Pferd trotzdem gleichmäßig zu biegen. Wie beim Reiten mit Zügeln bleibt die innere Hand beim Wechseln am Ring, während die äußere frei getragen wird. Arien benutzt hierfür nur ganz wenig Bein, mehr Gewicht und auch mal die Stimme, wenn das Pferd noch nicht ganz verstanden hat.

Seine Ausführungen waren sehr hilfreich, um das Reiten am Halsring auch einmal selbst zu versuchen. Beeindruckend, wie schon das junge Pferd bei ihm am Halsring Traversale und Tempiwechsel geht. Reiten in der Balance auf einem ausgeglichenen Pferd ist möglich - auch in außergewöhnlichen Situationen. Das hat uns dieser Horseman eindrucksvoll gezeigt! Für uns ein Hingucker auf der Equitana 2015.

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